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Karte |
Die Kilometer in Frankreich ziehen
sich. Aber dieses Jahr sollte es seit Schulbeginn unseres
Großen mal wieder länger weg gehen. Und das geht nur in den
Sommerferien. Um nicht maximale Hitze zu haben, dafür aber
trotzdem etwas Kultur und Strand, haben wir uns auf die
nordspanische Atlantikküste geeinigt. Um jetzt auch noch in
der Hauptsaison etwas flexibler zu sein, entscheiden wir uns
für einen Campingurlaub und packen alles in unseren Opel
Combo. Vor der Abfahrt haben wir trotzdem noch drei Hotels
vorgebucht, das für die erste Nacht in Tours, eines für die
zweite Nacht in Bordeaux und eines für zwei Nächte in Bilbao.
Aber noch fahren wir auf der Autobahn in Frankreich an den
Weizenfeldern vorbei, es wird immer heißer und Tours ist noch
300km entfernt. Zu Hause sind wir bei 23°C Mitte Juli
gestartet, jetzt sind es um die 30°C.
Um halb Acht
kommen wir endlich im B&B Hotel in
Tours an, das wir schon reserviert hatten. Obwohl wir ohne Stau
durchgekommen sind, haben die 780km ihre Zeit genommen. Zum Essen
gehen wir ins nahe Mamie
Bigoude, ein Themenrestaurant, das in den Ferien
Kinderbetreuung anbietet. Essen ist einfallsreich und lecker. Das
Frühstück nehmen wir aus Zeitgründen im Hotel und fahren weiter
nach Bordeaux. Die Beschreibung hat sich ganz gut gelesen, ich war
noch nie dort und es ist eine Etappe. Auch hier haben wir ein Novotel
Angebot wahr genommen und genießen den Luxus eines Pools, als wir
mittags bei 33°C ankommen. Am Nachmittag fahren wir mit der
Straßenbahn in die Stadt. Aber bei Hitze kommt kein Enthusiasmus
auf und wir schleppen uns ein wenig durch die Stadt. Es gibt es
paar nette Gebäude, aber nichts, weswegen man unserer Meinung nach
unbedingt hätte anhalten müssen. So nutzen wir abends noch mal den
Pool bevor wir im nahe gelegenen Cora Supermarche Essen gehen.
3 schöne
Sommertage später wird alles gepackt, und wir fahren querbeet zur
Autobahn nach Bayonne, um von dort so schnell wie möglich nach
Bilbao zu kommen. Über die Pyrenäen hinüber regnet es tatsächlich,
aber das reinigt unsere Scheiben. Vor Bilbao wollen wir uns am
Meer noch die Kirche San Juan de
Gaztelugatxe anschauen. Nach einem Picknick fahren wir
hinunter zur Küste, müssen aber noch knapp zwei Kilometer
bergauf-bergab auf die Halbinsel im Meer hinaus gehen. Die
Anstrengung lohnt sich aber. Ein hübsches Kirchlein mit einer
beruhigenden Atmosphäre. In Bilbao finden wir dank Antjes neuem
smarten Phone leicht dasvorgebuchte Hostel oberhalb der
Stadt. Es war im Internet eines der wenigen erschwingliche
Unterkunft in Bilbao. Von hier aus können wir den Bus in die Stadt
nehmen. Die Rezeption gibt uns eine Bonuskarte, mit der wir
billigere Tickets bekommen. So kostet der sowieso günstige 1€
Fahrschein nur noch 90c und es ist auch für Metro und andere Öffis
nutzbar. Wir nutzen dies nach der Ankunft, um in die Stadt zu
fahren und uns einen ersten Eindruck zu verschaffen. In einer
Pinxtus Bar beschließen wir mit vielen Pinxtus und Bier den Abend.
Nur Thorben kann ihnen nicht viel abgewinnen und ißt lieber
Tortilla. Rieke probiert auch mal etwas. Aber uns schmeckt es
trotzdem und bei Preisen um die zwei Euro ist das ein
erschwingliches Essen.
Nur 30km weiter
machen wir auf der Weiterfahrt am nächsten Tag einen Stop bei dem
mitten in der Landschaft gelegenen TORRE LOIZAGA,
einem wirklich außergewöhnlichen Automuseum. Es hat sich
auf Rolls Royce spezialisiert (angeblich die größte Sammlung
Europas), aber es gibt auch andere Fahrzeuge aus den letzten 140
Jahren. Das ganze ist in von außen total unscheinbaren Schuppen
ausgestellt, die lose verteilt in einem großen Park liegen. Nach
der anstrengenden Besichtigung stärken wir uns mit Tortilla und
Wein auf der nebenan statt findenden Fiesta. Es ist Feiertag und
das wird genutzt zum Feiern. Wir müssen irgendwann weiter und
fahren die Küste hinunter zu einem Campingplatz, den wir im
Internet gefunden haben. Auf dem Camping El Rosal in St.
Vicente finden wir noch einen Platz für unser großes Zelt. Es ist
ein schöner, übersichtlicher und gepflegter Platz mit nur 200m zum
Strand. Wir bleiben vier Nächte weil es uns trotz Enge und
Lautstärke sehr gut gefällt.
Freitag brechen
wir bei bedecktem Himmel auf und fahren an den Bergen entlang nach
Arenas de Cabrales, schauen mal in dem Käsemuseum vorbei,
entscheiden aber, daß es uns zu teuer für das Gebotene ist
(Führung nur Spanisch und Kinder kosten ebenfalls). Ein Stück
weiter geht es in die Berge hinauf nach Covadonga. 9km oberhalb
liegen Bergseen, die sehr schön sein sollen. Aber es fahren dort
nur Touristenbusse für 9€ hin. Bergseen haben wir schon genug
gesehen, wir fahren lieber weiter nach Cangas, schauen uns dort
die hoch aufragende Römerbrücke an und essen zu Mittag. Ich habe
Fabada Asturia, einen Bohneneintopf mit Wurst und Speck, deftig
und lecker. Einmal um die Picos herum geht es in die Berge hinein
zum südlichen Schluchteingang der Cares Schlucht. Posada hat zwar
viele Albergos, aber wir nehmen doch das Risiko auf uns, ganz nach
Cain in die Sackgasse hinein zu fahren. Im Hostal la Rutas finden
wir ein Zimmer. Am gegenüber liegenden Bergbach spielen die
Kinder, und wir genießen die Nachmittagssonne. Am Morgen müssen
wir leider bei bedecktem Himmel in die Cares Schlucht gehen. Mit
den Kindern schaffen wir es zwei Kilometer hin, dann kehren wir
um. Aber es reicht, um einen Eindruck zu bekommen. Immer auf dem
schmalen Weg, teilweise durch Tunnel geht es oberhalb des Flußes
entlang. Die Bergspitzen sehen wir erst wieder auf dem Weg mit dem
Auto aus den Bergen hinaus, sobald wir durch die Wolkendecke
stoßen und der blaue Himmel uns wieder hat.
An den großen
Stauseen bei Riano vorbei geht es nach Leon. Antje schaut auf dem
Weg sich nach der Zimmersituation um, weil es dort keinen
Campingplatz gibt. Eine Touri Info finden wir nicht (später sehen
wir, daß sie mit dem Auto nicht erreichbar ist). Zuerst finden wir
ein Hostel, sehr sauber und günstig, aber nur mit Schlafsaal und
das wollen wir den Kindern nicht zumuten. Eine gute Empfehlung ist
das Hostel der Franziskaner nahe der Innenstadt, wo wir das Glück
haben ein komplettes Vierbettzimmer zu bekommen. Gegen drei gehen
wir in die Stadt. Es ist inzwischen richtig heiß. Nach einer
kleinen Runde finden wir ein nettes Restaurant mit einem Menu del
dia für 10€. Kaum zu glauben, daß man ein Menu mit orientalischen
Reis, als Hauptgericht einen zarten Braten mit Nachtisch und Bier
für diesen Preis zubereiten kann. Als kleine Zugabe gibt es einen
Kräuterlikör, goldgelben Orujo de Hierbas. Leicht beschwipst
schauen wir uns in der Abendhitze um, sehen die Kathedrale, die
Altstadt, lassen uns aber auch einfach treiben durch die immer
voller werdenden Straßen. Schließlich enden wir wieder in unserem
kleinen Restaurant, trinken noch ein paar Bier und beobachten die
Kinder auf dem nahen Platz beim Spielen. Wir kommen erst gegen
23:00 Uhr ins Bett.
Die Nacht ist
kurz in den schmalen Betten, sie ist nicht besonders erholsam. Wir
essen gegenüber noch ein Frühstück für 2,50€ inklusive frisch
gepresstem Orangensaft, bevor wir uns die Kathedrale noch mal in
der Morgensonne anschauen und fahren dann nur 60km weiter nach
Sahagun. Auch diese Stadt liegt am Pilgerweg. Direkt an ihm ist
auch der Campingplatz, und er beinhaltet auch freien Zugang zum
nahe gelegenen Freibad. Dort ruhen wir uns im Schatten aus, die
Kinder toben im Wasser, und wundern uns allerdings, daß wir um
3:00 praktisch alleine sind. Aber es ist wie immer, ab vier wird
es immer voller und man sieht immer mehr von den vorgeschriebenen
roten Badekappen (auch wir mußten noch eine erwerben). Abends
gehen wir in den Ort. Er gibt nicht viel her, wir essen am Plaza
Mayor. Morgens schlafen wir aus und überlegen beim Frühstück, was
wir weiter machen. Jetzt schon Richtung Vittoria zur Fiesta
fahren (unserer letzten geplanten Station) ist zu früh. Ich kann
Antje von Segovia als Etappe überzeugen, auch wenn es etwas
abseits ist. Wir fragen vorne an der Rezeption, nach und sie
wollen uns trotz der Mittagszeit noch die Abreise erlauben. Also
packen wir schnell zusammen. Wir haben uns so gut eingespielt, daß
das in einer halben Stunde geht und wir um 12:30 schon
abfahrtbereit sind.
In Segovia
sind wir drei Stunden später und checken auf dem Campingplatz
am Südrand ein. Der Platz ist fast leer, wir bekommen einen
schönen Platz unter Bäumen und können erst einmal in den Pool
gehen. So abgekühlt fahren wir am späten Nachmittag mit dem Bus in
die Stadt und steigen am Aquäduct aus. Imposant schwebt es über
unseren Köpfen. Wir bestaunen es erst einmal von allen Seiten und
schlendern etwas ziellos Richtung Festung, weil wir keine Infos
mehr bei der Tour Info bekommen konnten, sie hat schon zu. Die
Abendsonne taucht alles in ein weiches Licht, so auch die
Kathedrale, die aber ebenfalls schon zu ist. Unser opulentes Mahl
am Mittag reicht immer noch, und so essen und trinken wir nur eine
Kleinigkeit. Kleinigkeiten sind in Segovia allerdings teurer als
anderswo, müssen wir feststellen. Wir sind im Zentrum des
Tourismus. Um 22:15 müssen wir schon den letzten Bus aus der Stadt
heraus nehmen.
Nach einer
weiteren erholsamen Nacht (im Gegensatz zu Tagestemperaturen sind
die Nachttemperaturen sehr angenehm) und einem Frühstück brechen
wir Richtung Burgos auf. Auf dem Weg machen wir aber noch einen
Abstecher zu der Burg Turegano, einer nett über einem Ort
sitzenden Burgruine (2€). Wir klettern in der gut hergerichteten
Ruine etwas herum. Leider ist der Turm gesperrt. Wie es meistens
so ist, wenn man dann etwas braucht, findet man nichts. So finden
wir auf der Fahrt nach Penafiel keine Essensgelegenheit mehr und
sind froh in Penafiel noch offene Restaurants zu finden, die
unseren Hunger stillen können. So gestärkt kommen wir pünktlich
zur leider spanisch sprachigen Führung dieser wie ein Schiff
aussehenden Burg, die hoch oben über der Stadt sitzt. Eine
blendende Sonne macht den Ausblick in die Weiten der spanischen
Landschaft schwer, aber man kann die Wahl der Lage verstehen.
Superschön. Gegen 19:00 kommen wir auf dem Campingplatz Fuentes
Blancas in Burgos an und können gerade noch nach dem Aufbau
in den Pool springen. Bei mir ist es allerdings mehr
Wunden-Kühlen, kleine Fliegen haben mich beim Aufbau zerstochen.
Durch das späte Essen haben wir keinen richtigen Hunger mehr und
essen nur noch ein wenig Brot mit Käse. Das Restaurant am Eingang
macht auf uns keinen sehr guten Eindruck. Das erste Mal auf der
Reise frösteln wir doch ein wenig, sind nahe daran unsere langen
Hosen heraus zu suchen und essen im Vorzelt. Rieke und Thorben
finden bei den nebenan campenden Holländern eine Spielgefährtin,
das erste Mal in diesem Urlaub.
Leider
verpassen wir am Morgen den 9:15 Bus und müssen auf den 11:15 Bus
warten. Von der Plaza Espana gehen wir hoch zur Festung, es
scheint uns aber keiner Besichtigung wert, und wir nutzen nur den
Aussichtspunkt über die Stadt. Nahe der schon von oben gesehenen
Kathedrale ist die Iglesia de San Nicolás, die wir uns für 2€
anschauen. Ein riesiger weißer Altar mit detaillierten
Darstellungen beschäftigt uns eine Zeitlang, bevor wir wieder in
die Mittagshitze hinaus gehen. Die Kathedrale umrunden wir,
bewundern ihre filigranen Türme und die schiere Größe der
drittgrößten Kathedrale Spaniens. In einer Tapasbar in der
Altstadt lassen wir es uns gut gehen und als alle Siesta machen,
suchen wir noch die El Cid Statue, flanieren über den Paseo
Espolon, schauen uns noch das nahe gelegene Casa de Congon an und
schauen in die wenigen offenen Geschäfte. Wir sind gegen 17:00
wieder am Campingplatz und genießen die Abendsonne. Aber auch
heute Abend stellt sich die Hosenfrage, wir bleiben aber hart
genauso wie unsere Gänsehaut.
Über die
Nationalstraße fahren wir nach Vittoria Gasteiz und finden den
stadtnahen Campingplatz Ibaia
leicht. Er wirkt leicht herunter gekommen, es gibt nur wenige
Tagescamper, er ist mehr eingerichtet für fest installierte
"Mobil" Homes. Dafür ist das Restaurant am Eingang ganz nett zum
Aufenthalt. Leider ist die Bushaltestelle in 15 Minuten
Entfernung, so entscheiden wir uns doch, den Wagen zu nehmen. Es
ist keine schlechte Entscheidung, Parken ist jetzt im August und
am Wochenende in der Stadt frei. Der Grund, warum wir hier sind,
ist ein Besuch bei meinem Klassenkameraden (den wir morgen
treffen) und der fünftägigen Fiesta. Diese ist unübersehbar, es
ist alles geschmückt, und trotz Wochenende ist viel los. Die
Informationen der Touri Info sind erschöpfend. Sie haben sogar
detaillierte Beschreibungen von Wanderungen in der Umgebung. Auch
sagen sie uns, daß es einen täglichen Umzug von Zentrum bis zur
Stierkampf Arena gibt. Wir essen etwas und sind pünktlich um 5 Uhr
an der Strecke. Statt der erwarteten paar Feiernden, ist der Zug
eine Mischung Gruppen mit Musik und Tanz, die eine Stunde an uns
vorbei zieht. Danach schlendern wir noch durch die Altstadt,
können leider die Kathedrale nicht mehr besichtigen, weil zu spät
und fahren zum Campingplatz zurück. Mittags sind wir beim Grillen
beim Klassenkameraden eingeladen. Gesehen haben wir uns das letzte
Mal beim 25 jährigen Klassentreffen, aber sind per Mail in Kontakt
geblieben. Er und seine Frau begleiten uns um 5 Uhr auf die
Fiesta, und wir lernen nochmals neue Ecken von Vittoria kennen.
Mit am schönsten ist auch das Konzert mit Tanz der Gruppe Korronztki, die
mitreißende baskische Musik mit balettartigem Tanz vorführt. Nach
einem letzten Tapas Essen fahren wir zum Campingplatz zurück.
Wir
haben uns entschieden direkt nach Hause zu fahren, da das Wetter
ein wenig abkühlen soll und Antje bei kühlem Wetter nicht noch mal
an die Küste möchte. Aber erst einmal ist es warm, und wir packen
morgens unser von den Baumpollen klebriges Zelt ein, verstauen
alles für eine längere Etappe und fahren Richtung Grenze. In
Hondarriba tanken wir noch ein letztes Mal, gehen die etwas
sterile Promenade entlang und können überraschend ein letztes Mal
gute Tapas genießen. Dann geht es auf die Autobahn, und wir machen
einfach nur noch Strecke bis zu unserer Etappe B&B in Tours,
das wir wieder reserviert haben. Im Mamie Bigoude essen wir
wieder lecker. Diesmal können wir nicht draußen essen, es sind
"nur" noch 20° am Abend. Frühstück gibt es im Hotel, und dann
nehmen wir die restlichen 760km unter die Räder. Das Wetter ist
angenehm. Im Cora in Forbach kaufen wir noch mal ein und sind kurz
nach 7 Uhr zu Hause.