| Typisch Sommer – wir verfolgen die Woche vor dem Start die Vorhersagen mit den diversen Regengebieten. Roger reist aus Holland an, kommt tatsächlich trocken an. Bis wir am nächsten Morgen loskommen, dauert es noch ein wenig. Ich hatte am Vortag entdeckt, dass der Rotor der Piranha einen Riss hatte und sich auf dem Nocken verdrehte. Das Ersetzen brachte meinen Zeitplan etwas durcheinander und so ist am Abfahrtsmorgen noch der letzte Check und die Federeinstellung zu machen. Aber schließlich geht es doch los, und wir segeln mit gutem Rückenwind das erste Stück über Autobahn bis kurz vor Würzburg. Von dort geht es über Landstraßen (sehr schön die B290) mit einer kleinen Rast und Schmaus an einem Kirschbaum immer weiter gen Süden bis wir am Abend einen sehr netten Campingplatz am Elbsee in Aitrang finden. Wir nutzen das Freitagsspecial des Restaurants nebenan und stimmen uns schon mal mit Fischgerichten auf das Kommende ein. |
Am nächsten Morgen geht es
über Füssen (mit einem kurzen Fotostop bei
Neuschwanstein) nach Reutte in Österreich und nach dem
Tanken und einem netten zweiten Frühstück im M-Preis
gleich wieder über die Grenze am Plansee vorbei nach
Ettal, eine Erholung nach dem letzten Teilstück. Es gibt
kaum Verkehr. An Garmisch-Patenkirchen vorbei, folgen
wir danach ein Stück der Isar. Mir ist allerdings beim
Kartelesen entgangen, daß dies tatsächlich eine
Mautstrecke ist, aber die 3€ ist es wert. Über herrlich
wenig befahrene Strecken fahren wir beim Achenpaß wieder
hinein nach Österreich. Wir folgen dem Zillertal (keine
Schürzenjäger zu sehen) und dem Gerlostal über den
Gerlospaß (nächste Mautstrecke = 4€) an den Krimmler
Wasserfällen vorbei bis Mittersill. Das Wetter spielt
mit, und wir genießen wenig befahrene Straßen mit vielen
Kurven. Wir wollen an dem Tag noch so weit wie möglich
nach Süden und beschließen durch den Felbertauerntunnel
zu fahren (Maut = 8€, man zahlt ja gerne, wir sind in
Übung, und es ist ja für einen guten Zweck...). Die
letzten Kilometer bis Lienz sind eher Pflicht und keine
Kür, und wir sind froh, als wir dort auf dem Camping
Falken ankommen. Das einzig Erwähnenswerte ist eine
Tankstelle, die für SuperPlus statt der sonst üblichen
1,28€ nur 1,05€ haben wollte. Das fällt mir noch ein
paar mal auf, es steckte aber kein System dahinter, der
nächste Ort ist wieder „normal“. Nach einem kurzen Mahl
schauen wir uns die Stadt an, die ohne Regen bestimmt
mehr hergemacht hätte. |
Am nächsten Morgen nehmen wir
das Goretexfutter raus! Auf dem Wurzenpaß können wir es
so richtig krachen lassen, 20% Steigung machen nicht
viel aus und der Verkehr hält sich sehr in Grenzen (Note
1). Was müssen das für Zeiten gewesen sein, als unsere
Altvorderen sich hier mit Käfern und Goggomobil rüber
gequält haben. Der Vrsicsattel in Slowenien ist trotz
der Besuchermassen, die wir oben treffen (es ist
Wochenende und offensichtlich ein beliebtes
Ausflugsziel) schön zu fahren. Von der Straßenqualität
hat sich Slowenien den Platz in der EU verdient (satte
2). Im Tal in Bovec gibt es an dem Campingplatz eine
Pause, auf dem Martin und ich damals auf der
Kroatientour von 9/11 erfahren hatten.Die Straße bis Nova Gorica ist super zu fahren, man muß nur auf die Sheriffs aufpassen, die ein waches Auge auf den Verkehr haben. Der Rest der Strecke - wir nehmen auch teilweise die Autobahn, um uns nicht zu sehr zeitlich zu vertüddeln - ist eher nervig. Und komplett genervt sind wir dann von dem Ausflugsverkehr am Meer. Beim Anhalten an der Ampel merken wir erst, wie glatt der Asphalt ist, aber von Regen sind wir bei annähernd 35°C und brütender Sonne weit entfernt. Froh auf dem Campingplatz in Portoroz anzukommen zu sein, beschließen aber gleich beim Aufbau angesichts der Gruppen von Party-machenden Jugendlichen, daß der Campingplatz wohl eher nichts für mehr als eine Nacht ist. Abends flanieren wir mit den anderen 100.000 auf der Promenade entlang und essen in einer Cantina einen leckeren Fischteller. |
![]() Nach einer teilweise lauten
Nacht und einem naja-Frühstück sehen wir zu, daß wir
Land gewinnen. Roger war auch noch nicht in Kroatien,
deswegen fahren wir bei Secovlje nach Kroatien rein,
dann auf kleinen einsamen Straßen über Sterna, Livade
und Buzet zum Grenzübergang Marsici und wieder rein nach
Slowenien. Bis Divaca nehmen wir die Autobahn und werden
dann beim letzten Abfahren von der Autobahn über das
slowenische System aufgeklärt - wir dürfen noch 7,50€
für eine Wochenvignette abgeben (Maut, wir sind's
gewohnt). Die hätten wir uns eigentlich vorher kaufen
müssen, sind aber die ganze Zeit durch irgendwelche
unbesetzten Mautstationen gefahren. Naja, Pech. Auf
Nebenstraßen geht es an der Skocjarske Jam vorbei nach
Pivka, weiter über Postonja und Idrija nach Tolmin, wo
wir die Landstraße bis zum Campingplatz bei Bovec
nehmen. Ein Genußfahrtag, wenn man von dem
Autobahnteilstück zu Anfang absieht. Bovec selbst ist
nicht mehr wieder zuerkennen seit dem letzten Besuch
2001. Viel restauriert, viel neue Gastronomie, nett. Vom
Campingplatz sind es nur 5 Minuten zu Fuß in die Stadt. |
![]() Nach Italien fahren wir über
den Predilpaß, der sich unspektakulär angenehm ins Tal
schlängelt (2-3). Wir folgen dem Raccolana Tal bis zum
gleichnamigen Ort und fahren weiter nördlich über den
Nassfeldpaß wieder nach Österreich rein. Es ist zwar
bedeckt, aber der Paß macht seinem Namen zum Glück keine
Ehre und die Goretex Membranen bleiben weiterhin
eingepackt. Wider Erwarten ist die österreichische
Abfahrt von der Straßenqualität nicht besser als die
italienische Seite, eher schlechter (ebenfalls 2-3). Bei
Kötschach queren wir den Plöckenpaß nach Italien rein.
Nicht einfach zu fahren, die vielen Kehren/Kurven in
Tunneln treiben den Blutdruck hoch (2+ für nicht
Vollgasfetischisten). Unten in Paluzza fahren wir auf
die Nebenstrecke nach Comeglians und von dort aus weiter
nach Lozzo. Ein Traum, nichts los, die Zahl der Autos,
die wir auf diesen 60km treffen, übertrifft nicht 10,
und sie ist es wirklich wert gefahren zu werden (eine
glatte 2 auf der Notenskala). |
| Wir fühlen uns wie Entdecker, Roger Columbus und Eric Cook on tour... (nein nicht Captain Kirk, das ist ein anderes Jahrtausend). An Pieve vorbei geht es noch auf unserem kleinen Paßmarathon bei Valle auf den Passo Cibiana (3+) und den Passo Duran (glatte 3, relativ durchwachsener Belag), an Falcade vorbei auch noch über den Passo Valles (satte 2 mit schönen Kurven und meist gutem Belag). Bei Cavalese finden wir dann dank Rogers Garmin den Campeggio Calvello, ziemlich abseits gelegen, fast nur mit kleinen Terrassenplätzen und kleiner Bar, wo es leider nur Mikrowellenmenus oder brauchbare kalte Platten gibt. Die Lage und Ausstattung schlägt sich leider nicht im Preis nieder, der genauso hoch wie auf 3-5 Sterne Plätzen ist. Von den 1165m über Null merken wir nichts, es ist angenehm. |
Für den nächsten Tag hatten
sich Columbus und Cook die Entdeckung der
Ost-West-Passage zwischen Cavalese und Mandello
vorgenommen, sprich auf kleinsten Straßen den kürzestem
Weg zu suchen. Auf der kleinen Kammstraße oberhalb des
Val di Cembra (mindestens eine 2) geht es nach Trento,
von dort weiter nach Tione auf gut ausgebauten, aber
frequentierten Bergstrecken. Kurz vor der italienischen
Siesta wird der Entdeckerdrang gebremst. Knallhart
schlägt der Arm des Gesetzes in Form eines
Dorfpolizisten zu/hoch, weil ich beim Überholen
innerorts die durchgezogene weiße Linie überfahren
hatte. Schwerer Ausnahmefehler, er nimmt sich in der
brütenden Sonne alle Zeit der Welt sein Formular
auszufüllen. Kostenpunkt 38€. Dabei fallen mir gerade
noch die jungen Wilden in Italien ein, die sich in
Shorts und T-Shirt auf ihren Renner schwingen und direkt
nach dem LeMans-mäßigen Start noch mal kurz einen Wheely
mitten im Verkehr hinlegen. Ich glaube inzwischen, daß
das zur italienischen Führerscheinprüfung gehört und
damit toleriert wird. Kann ich leider nicht mit punkten. |
![]() Über Bagolino fahren wir auf
den Croce Domini, der trotz seiner gemischten
Straßenqualitäten super ist, auch weil er etwas
anspruchsvoller und vor allem leerer ist (1-). Breno,
Borno, Castione, Clusone, wir erkennen schließlich, daß
wir unsere Tagesplanung über Zogno, Vedeseta, Cortenova
nach Bellano nicht schaffen können. Die Erfahrung der
Ost-West-Passage an einem Tag ist gescheitert. Der
Verkehr ist immer dichter geworden, und es ist spät. Per
Rogers Garmin machen wir einen Campingplatz am Ostufer
des Lago di Garlate aus und lassen uns dorthin über
Zogno und Almeno führen. Zum Glück haben wir eine Karte
und Augen, denn das Garmin zeigt uns 5km vor dem
Campingplatz immer noch 50km Weg an. Es bestätigt mich
nur, der ich kein Freund von diesen Teilen bin. Man ist
zu unflexibel. Entweder plant man eine Route und ist
dann auch vom Ablauf festgelegt oder man hat jeden Tag
ewige Programmiererei, wenn es denn überhaupt zu einer
flüssigen Route zusammenfaßbar ist. Ich fahre lieber
nach Karte, aber das ist nicht jedermanns Ding. |
| Ziemlich
fertig kommen wir bei 32°C auf dem Campeggio Rivabella
an, bauen unser Zelt auf und gehen nach dem Duschen
(auch mißglückte Helden brauchen Körperpflege) in die
nahe Empfehlung des Patrone, ein chinesisch
italienisches Restaurant. Das stellt sich als echter
Treffer raus, ich esse eine echt leckere Pizza mit einem
riesigen 0,66l chinesischen Bier und Roger mal was
chinesisches mit Getränken für 20€. Das ist absoluter
Schnäppchenrekord auf dieser Tour. Was soll man schon machen, wenn man so nahe an Mandello ist, man fährt halt mal vorbei. Leider sind wir für das Museum viel zu früh (publikumsfreundliche Öffnungszeiten von 15:00-16:00, die Museumsbediensteten wußten übrigens bei email-Anfrage nichts von einer Werksschließung), so müssen wir halt stattdessen etwas shoppen. Es werden ein paar Kupplungszüge und Bremsbeläge für mich, weil meine hintere Bremse schon fast auf dem Stahl ist. Von Bellagio nehmen wir die Superstrada, die wenigstens kurzfristig in den Tunneln immer wieder mal Abstand von den kuscheligen 32°C Außentemperatur gewährt. Eigentlich wollen wir über Chiavenna zum Albulapaß fahren, aber ich verpasse die Abzweigung (die Hitze macht etwas tranig), und ehe wir uns versehen sind wir schon fast in Sondrio. So nehmen wir die nächstbeste Variante, den Berninapaß (immer wieder supergut, die wissen schon wie man Straßen baut, die Schweizer, glatte 1). Nach den obligatorischen Paßfotos fahren wir die paar Kilometer wieder runter nach Livigno zum Tanken. Selbst hier im Tal ist es heiß, und wir verlegen die Pause auf den Passo die Foscagno (nicht schlecht, eine ehrliche 2). |
![]() Die Südrampe des Stilfser
Jochs ist meiner Meinung nach immer noch die schönere
von beiden. Ich bin kein Freund von stumpfem
Kehrenzählen. Abwechslungsreich geht es immer höher, bis
uns oben auf der Paßhöhe das übliche Halligalli
empfängt. Fotosession und wieder ein Stück zurück zur
Abzweigung des Umbrails, den anscheinend viele nicht
fahren, weil er ein kurzes Stück unbefestigt ist. Der
Rest ist aber auf alle Fälle der Mühe wert (auf jeden
Fall Note 2). Unten in Sta. Maria biegen wir nach Westen
Richtung Ofenpaß ab, ein Gaspaß mit Spaßfaktor 2. Über Zernez und Susch fahren wir nach Scuol, wo wir auf dem stadtnahen Campingplatz übernachten. Ich wechsle hier noch schnell die hinteren Bremsbeläge mit Hilfe eines Zeltnagels, die genauso aussehen wie vermutet. Hier müssen die alten Schweizer Franken herhalten. Aber selbst nach dem Umrechnen wird aus den großen Zahlen nicht viel weniger, eine normale Pizza für 12€ ist schon nicht schlecht, aber irgendwie müssen die Straßen ja finanziert werden. |
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Das
waren 3.100km in 9 Tagen, man fühlt sich erschöpft
aber zufrieden danach – so muß Wellness aussehen. Nur
das Sitzfleisch war etwas durchgewalkt, aber wir sehen
es einfach mal als Massage. Die temporäre Hitze ist
dann das dazugehörige Dampfbad. Die Stadlerjacken mit
dem herausnehmbaren Goretexfutter bewähren sich unter
diesen Bedingungen übrigens supergut. Zum
Premiumanspruch paßt nur nicht die Diskussion mit
Stadler, die ich mal über den kaputten
Frontreißverschluß hatte. Es hat Spaß gemacht, wir
haben viel gesehen. Der Fisch in Slowenien war
exzellent (Preis für den Fischteller übrigens 15€),
aber auch sonst konnten wir nicht klagen. Beide Guzzis
liefen gut. Ich habe zur Zeit die Avon Roadrunner
drauf, Roger fährt Bridgestone. Gegenüber den
Bridgestones nutzen sich die Avon herrlich rund ab und
sind auch nach 10000km sauber in den Kurven zu
bewegen. Dafür sind sie etwas unhandlicher. Die
angebliche Unfahrbarkeit bei Regen kann ich nicht
bestätigen. Für die Statistik - wir fahren in
Deutschland bei 1,36€ SuperPlus Preis los, in
Österreich sind es nur noch 1,26€ (bis auf diese
Ausnahmetankstellen), in Slowenien 1,13€, in Italien
ist der Preis wie in Österreich gewesen und in Livigno
waren es gerade noch 91cents. Juli 2009 |