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Detroit Free Press

September 4, 1999

Von LARRY WILLIAMS und MARY OTTO / FREE PRESS WASHINGTON STAFF

WASHINGTON - Dies scheinen gute Zeiten für amerikanische Arbeitnehmer zu sein, aber nun zum Labor Day (dem amerikanischen Arbeitnehmertag) ist es in ihren Reihen unruhig.

Die Arbeitslosenquote ist niedrig, die Inflation scheint gezähmt und die Reallöhne steigen. Immer mehr Amerikaner sind selbständig, und manche werden, dank des boomenden Aktienmarktes, reicher als sie sich es je vorstellen konnten. Dieser zeigt sich fest und aufstrebend dank der längsten Periode ununterbrochenen Wachstums in der Geschichte der Vereinigten Staaten.

Aber zur selben Zeit arbeiten Amerikaner länger als Arbeitnehmer in den anderen Industrienationen, eine wachsende Zahl der Arbeitnehmerschaft hat keine Aussicht auf Pension oder Krankenkassen, und der Einkommensunterschied zwischen Arm und Reich wird immer größer.

In diesem Lichte zeigt sich eine Momentaufnahme einer gespaltenen Gesellschaft, in der die Mittelschicht hart arbeitet, um sich ihren freigiebigen Lebensstil leisten zu können während die Wohlhabenden in unvorstellbaren Luxus leben, und die Armen keine Sicherheit in einer Welt finden, die sie außen vor zu lassen scheint.

Hier nur die Fakten: die Arbeitlosenquote fiel auf 4.3% im August, die niedrigste Rate in 29 Jahren, gab das Arbeitministerium am Freitag bekannt. Die Quote für die Hispanics war bei 6.5%, für die Schwarzen lag sie bei 7.8%. Obwohl dies doppelt so hohe Raten wie bei den Weißen sind, sind die reinen Zahlen immer noch bei einem Rekordtief.

Der Aktienmarkt hatte einen Rekordfreitag, wobei der Dow Jones 235 Punkte auf einen neuen Rekord stieg. Die Anleger reagieren damit auf einen weiteren leichten Anstieg der Erwerbslosen, was zu der Annahme fährt, daß das Wachstum auch im nächsten Jahr anhält.

Die Durchschnittsfamilie verdiente durchschnittlich zwischen 46.000 und 50.000$, gibt das statistische Landesamt bekannt. Das ist auch unter Berücksichtigung der Inflationsrate ein netter Anstieg verglichen mit den Zahlen von 1996, als der Durchschnittsverdienst bei 42.300$ lag.

Nahezu einer von fünf (19%) Erwachsenen im arbeitsfähigen Alter hat keine Krankenversicherung, und bei Einkommen unter 35.000$ steigt diese Zahl auf 32%, ermittelt das amerikanische Princeton Meinungsforschungsinstitut, das sich auf Untersuchungen im Krankheitsbereich spezialisiert hat.

In der Commonwealth Studie geben einer von drei, das sind 54 Millionen Amerikaner, an, daß sie der Meinung sind, gerade genug oder zu wenig zum Leben haben.

Nahezu drei von fünf amerikanische Arbeitnehmer zwischen 18 und 34 glauben an den amerikanischen Traum, daß man es mit Bildung und hartem Arbeiten schaffen kann, stellt die Meinungsumfrage vom Juni, durchgeführt vom Peter D. Hart Institut, fest. Allerdings gaben 51% der Arbeitnehmer über 35 an, daß hartes Arbeiten alleine nicht mehr reicht, weil die Arbeitgeber nicht loyal sind.

59% aller Arbeitnehmer sind insgesamt zufrieden mit ihren Jobs, basierend auf einer Umfrage des John J. Heldrich Centers. Aber nur einer von dreien war zufrieden mit seinem Jahreseinkommen.

Das Durchschnittseinkommen von 20% der Arbeitnehmer mit mittlerem Einkommen stieg um 8% im Zeitraum zwischen 1977 und 1999. Im gleichen Zeitraum stieg das Einkommen der Haushalte, die in den oberen 20% der Einkommensskala liegen, um 43%.

Die gleiche Studie findet heraus, daß nur 2.7 Millionen der Amerikaner mit höchsten Einkommen Steuerrückzahlungen in gleicher Höhe wie 100 Millionen mit den niedrigsten Einkommen zurück erwarten.

Obwohl die Arbeitnehmer in den anderen Industrienationen immer weniger Stunden arbeiten, verbringen Amerikaner immer mehr Zeit bei der Arbeit. Der Durchschnittsamerikaner verbrachte 1997 2000 Stunden an seinem Arbeitsplatz.

1998 waren Vollzeitbeschäftigte 43.2 Stunden an ihrem Arbeitsplatz. In Großbritannien waren es 44 Stunden. In Deutschland lag der Durchschnitt bei 40.1 Stunden, in Frankreich bei 39.7 und in Italien bei 38.5 Stunden. In den Niederlanden lag der Schnitt bei 39.2 Stunden.

Trotz florierender Ökonomie und einem gesunden Arbeitsmarkt sind immer mehr Arbeitnehmer mit ihrem Leben unzufrieden. Nahezu die Hälfte der 140 Millionen amerikanischen Arbeitnehmer sind wenigstens ein bißchen unzufrieden mit ihrem Arbeitsplatz gegenüber 42% letztes Jahr. Ältere Arbeitnehmer sind eher unzufrieden mit Ihrer Situation als die jüngeren, zeigt die Studie von der Gallup Organisation auf.