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N O S T A L G I E T O U R
3 Wochen Südengland mit Auto und Kindern

Schon 30 Jahre ist es her, daß ich bei London studiert habe. Es ist nicht so, daß es mich unbedingt nach England zurück zieht, aber meine Familie fände einen Urlaub in England reizvoll und bei dem niedrigen Pfundkurs, getrieben durch den Brexit Schwebezustand, gibt es kaum noch Ausreden. Wir haben nach Vergleich von Tunnel zu Fähre uns wegen des Preises für die Fähre entschieden und sie früh gebucht. Mitte Juli starten wir in Dover ohne großen Plan, nur die Unterkunft bei London ist gebucht. Eine Minimal Zeltausstattung ist eingepackt für Notfälle.

Am Sonntag fahren wir früh los, das Wetter ist fast herbstlich mit 11°C auf unserem Weg über die Hunsrück Höhenstraße. Ohne Probleme kommen wir in Sangatte bei Calais an und gehen direkt an den Strand. Aber auch hier ist nicht wirklich Sommer und der Wind treibt uns wieder zurück. Wir fahren in das nahe Calais, treiben uns ein wenig beim Fitness Event auf dem zentralen Platz herum und schauen uns die Stadt an. Am Hafen können wir als Vorbereitung auf das Golden Eye in London für 6€ Riesenrad fahren. Danach will keiner mehr Riesenrad fahren außer Rieke. Den Abend beschließen wir mit einem Fischmenu in Calais.

Knole HouseOberhalb des Tunneleinganges gibt es ein Riesen Shopping Center, aber nur eine Bäckerei hat offen. Das reicht uns. In Calais tanken wir noch einmal voll und reihen uns in die Schlange am Abfertigungsschalter an der Fähre ein. Wir stehen fast eine Stunde und als wir durch sind, sind wir auf die nächste Fähre um 11:30 gebucht. Das ist zum Glück nicht allzu schlimm, weil wir durch die Zeitverschiebung eine Stunde gewinnen. Nach anderthalb Stunden sehen wir die weißen Klippen von Dover. Mangels Sonne scheinen sie nicht wirklich. Dadurch daß wir ganz vorne stehen, rollen wir vor der ganzen Schlange her Richtung Canterbury, wo wir mal "kurz" reinschauen wollen. Was wir aber überhaupt nicht bedacht hatten war, daß wir ja noch kaum englisches Geld hatten und nur äußerst begrenzt Münzgeld. Mit den kargen Resten können wir der Parkuhr 1,5 Stunden abringen. Das Geld reicht aber noch, uns eine erste Portion Fish & Chips zu leisten für das Mittagessen. An der Kathedrale wird uns gesagt, daß wir für einen reduzierten Eintritt von 19£ nur die Hälfte der Kathedrale anschauen können, weil der größte Teil für die Abschlußgottesdienst für die Abgänger der Uni gebraucht wird. Wir nehmen, was wir kriegen können und schauen uns nur die hintere Hälfte an. Er ist nicht besonders eindrucksvoll. Die Altstadt, durch die wir gekommen sind, hat uns besser gefallen.

Das Wetter hat sich inzwischen etwas gefangen und es ist sonnig, als wir bei Leeds Castle ankommen. Aber der Eintritt soll 74£ kosten und wir hätten nur noch eine gute Stunde Zeit. Das reicht nicht einmal für den Weg durch den Park. Am Kiosk vorne machen wir ein Picknick mit den französischen Tartelettes, bevor wir weiter fahren nach Knole House. Das hat um 17:00 schon geschlossen, aber der freundliche Mitarbeiter an der Kasse überzeugt uns, Mitglied im National Trust zu werden, damit wir danach freien Eintritt in alle National Trust Sachen haben. Nach drei Besuchen hat man die 126£ mit Family Preisen wieder raus und werden Mitglied. Auch im Nachhinein ist das eine gute Entscheidung. Nach Bromley, wo wir ein Premier Inn Zimmer vorgebucht hatten, sind es dann immer noch eine halbe Stunde. Hotel und Zimmer sind top, wir haben es durch frühes Buchen für 154£ bekommen. Der Spaziergang durch die nahen Innenstadtgebiete zeigt nur, daß wir nichts zu essen finden außen in einem Pub um die Ecke. Hier wird uns allerdings gesagt, daß Kinder ab 20:00 keinen Zutritt mehr haben. Naja, die Engländer. Wir müssen im Hotel essen.

Camden TownIn der Waterloo Station werden wir für die Tourist Info in die hinterste Ecke geschickt und finden sie in der Gepäckausgabe, wo uns eine engagierte und lustige Schwarze ein paar Tips gibt, unter anderem wie wir mit dem Bus zur Kings Cross Station kommen, wo das Gleis 9 3/4 von Harry Potter nachgebaut wurde. Endlich gibt es eine Doppeldecker Fahrt. Die Warteschlange an dem Foto Spot ist lang, der Harry Potter Laden nebenan eine Alternative. Mit dem Doppeldecker fahren wir weiter nach Camden. Damals war es noch etwas mehr herunter gekommen. Jetzt ist alles sauber und ordentlich, alles ein wenig auf Alternativ gemacht. Es ist schön zum Bummeln, man sieht mal was anderes. Die Kinder fasziniert am meisten ein Raver Laden. Zu Essen finden wir allerdings nicht. So setzen wir uns wieder in den Bus und fahren Richtung Victoria Station. Unterwegs sehe ich eine Taco Werbung und wir springen ab. DF Taco ist ein Volltreffer, leckere Tacos und Burritos mit unlimited Refill aller Getränke zu akzeptablen Preisen. Gut gesättigt treten wir den Heimweg an. Als die Kinder im Bett sind, gehen wir noch mal ins Richmal Crompton und trinken Bier und Cider.

Tower BridgeIm Pub kann man auch frühstücken, also essen wir dort alle ein Porridge bis auf Antje. An der Station erfahren wir, daß wir gestern eine Person für die Travelcard zu wenig bezahlt haben. Jetzt kostet es 43£ für alle vier. Wir fahren bis Tower, weil wir heute die östlichen Teile Londons sehen wollen. Über die Tower Bridge gehen wir auf die Südseite der Themse. Die Brücke bietet schöne Perspektiven. Die Sonne brennt, als wir auf den Flächen um die neue City Hall herum stehen. Die Aussichtsplattform von The Shard soll über 100£ kosten, zu viel für einen Ausblick. Auf der anderen Seite der Tower Bridge ist Butlers Wharf, aber das gibt nicht viel her. Am Tower fährt die Bahn Richtung Docklands ab. Unser Führer ist von 2015 und überhaupt nicht mehr up-to-date. Er beschreibt die Aussicht von einem Hochhaus. Die ist nicht mehr zulässig, dafür stehen jetzt hier viele Hochhäuser. Es wirkt wenig einladend und wir nehmen die nächste Bahn nach Greenwich. Hier ist wieder Leben. Nahe der Cutty Sark, die für 70£ zu besichtigen ist, der der Eingang zu dem Fußgänger Tunnel unter der Themse. Es ist ein unscheinbares rundes Haus. Wir bleiben aber auf dieser Seite der Themse und gehen zum Greenwich Market für einen Imbiss. Dort finden wir leckeres Essen aus verschiedensten Ländern.Bulldog

Durch das nahe Marine Museum hetzen die Kinder leider viel zu schnell durch. Ich finde es sehr interessant. Durch den dahinter liegenden Park gehen wir auf den Hügel zum Royal Observatory, um den Null-Meridian zu sehen. Aber dieser in den Boden eingelassene Strich ist auf dem Gelände geschützt und würde zum Besichtigen eine größere Kleinigekeit von 40£ kosten. Das ist es nicht wert. Wir genießen die Aussicht Richtung London und gehen wieder zurück zur Themse, wo wir uns entschließen mit den Themse Fähren zurück zu fahren. Das kostet für alle 20£ und als die Katamaran Fähre endlich kommt, geht es in schneller Fahrt die Themse hoch. Embarkment steigen wir aus und fahren mit der Tube nach Leicester Square, wo wir uns länger im Lego Store herum treiben. Hier gibt es sogar die Tube in lebensgroß.

Oxham GardenAm dritten Tag nieselt es morgens und wir entwerfen schon Notfallpläne, aber bis wir in Victoria ankommen, scheint wieder die Sonne. Wir schauen uns das "Monument" an, eine Säule, die zum Gedenken an den großen Brand im Jahre 1666 errichtet wurde. Am Oxham Garden Building fragen wir einer Begehung der Platform nach und bekommen tatsächlich die Antwort, daß es um 14:00 umsonst wäre. Wir vertreiben uns die Zeit im schönen Laydenham Market, das ebenfalls als Kulisse für Harry Potter gedient hat, und wo es zur Mittagszeit noch Schuhputzer gibt und fahren kurz zu St. Pauls Cathedrale. Statt die 48£ zu zahlen, werfen wir nur einen Blick ins Innere und nutzen die Toiletten im schönen Gewölbekeller. Pünktlich um 14:00 sind wir dann an den Oxham Gardens und fahren mit dem Aufzug hoch. Es ist ein großes Bistro/Restaurant mit Aussichtsterrasse davor. Die Aussicht ist super, auch wenn die Sicht nicht besonders ist. Auf Meereshöhe wieder angekommen, gibt es Sandwiches aus einem Sandwich Shop um die Ecke.Oxham Garden

Der Bus Nummer 15 fährt fast alle Sehenswürdigkeiten ab. Wir nehmen ihn bis zum Justic Court, wo auch das Australia House ist, dessen Halle die Kulisse für Gringots Bank aus Harry Potter diente. Wir dürfen leider nur durch die Scheiben spähen. Ein Stück weiter ist Charing Cross, wo auch die Säule für Admiral Nelson steht. Der Platz ist voll, eine schöne Stimmung bei strahlender Sonne. Am Covent Garden ist auch viel los. Die Straßenkünstler wechseln sich ab und die Kinder schauen fasziniert dem Jongleur zu. Die Architektur des Marktes ist schön, aber das Angebot eher touristisch. Piccadilly Circus bildet den Abschluß unserer Stadtfahrt. Er ist wie in meiner Erinnerung schmutzig und voll. Im Pub beim Hotel ist heute Curry Tag, Curry mit einem Getränk für 7,50£. Das lassen wir uns zum Abschluß schmecken.

Am fünften Tag schließen wir mit London ab und starten Richtung Meer. Antje hat ein Hotel in Eastbourne gebucht. Auf dem Weg schauen wir uns das beschauliche Alfrinston an. Ehemals war der Ort ein Handelsort unter der Hanse, jetzt ist es nur noch ein verschlafenes Museumsdorf, was durch eine zu große Kirche auffällt und den ersten Zugang des National Trust zeigt - das Clergy House, erworben 1895. Es war ein Wohnhaus auch für den Pfarrer mit seinen 11 Kindern. Renoviert gibt es einen Einblick, wie damals gelebt wurde. Ein paar Meilen weiter müssen wir den langen Mann von Wilmington richtiggehend suchen. Es ist eine sehr große Kreideabzeichnung, die angeblich natürlichen Ursprungs ist. Das ist angesichts der Details kaum zu glauben. Am Nachmittag kommen wir in Eastbourne an und gehen auf das Pier. Es ist wie in meiner Erinnerung eher ein Spielbudensammlung. Alles wirkt herunter gekommen. Auch Richtung Innenstadt sieht es nicht viel besser aus. Wir entdecken, daß der Pub in Bromley zu einer Kette gehört, die auch hier vertreten ist (Wetherspoon) und wir nutzen heute den Fish & Chips Tag. Zum Glück sind wir den Kilometer mit Auto vom Hotel gefahren, als wir raus kommen regnet es.

West Pier BrightonUnser Citrus Hotel wirkt auf den ersten Blick schick, aber auf den zweiten ist es schon leicht herunter gekommen und das Frühstück spiegelt das auch wieder. Bei diesigem Wetter fahren wir nach Brighton. Das Pier unterscheidet sich nicht wesentlich von Eastbourne, das Pier ist wenigstens ein wenig belebt. Die Innenstadt wirkt aber deutlich netter, vielleicht auch durch den Sonnenschein. Am Gerippe des West Piers fahren wir vorbei, die Möglichkeit des British Airways 360 entdecken wir zu spät (der höchste Aussichtspunkt in Sussex) Richtung Salisbury. Antje hat so kurzfristig keine Übernachtung auf dem Weg gefunden und hat zum Glück in einem Vorort von Salisbury ein B&B gefunden. In Chichester machen wir halt, auch sie haben eine Kathedrale. Kurz vor Salisbury sehe ich das Schild zum Beaulieu National Motor Museum und biegen ab. Leider ist es schon kurz vor 17:00 und der Park hat nur bis sechs offen. Aber wir kaufen trotzdem das Familienticket für 64£, weil wir innerhalb von 7 Tagen noch mal wieder kommen können. Wir schauen uns das tolle Auto Museum an, in dem der Graf Montagu seit den 30er Jahren Besonderheiten der Mobilität gesammelt hat. Einfaches Vorbeigehen reicht nicht, jedes Auto hat eine interessante Geschichte, die zum Leben reizt. Um 18:00 fahren wir nach Salisbury, übernehmen die zwei Doppelzimmer von unserer Landlady und essen auch in Salisbury wieder im Wetherspoon Ableger.

Beaulieu National Motor MuseumNach dem Frühstück mit Kaffee aus der Mikrowelle halten wir bei Tescos für einen Kaffee und Picknick Kauf. Mottisfont Abbey ist bekannt für plastische Malerei, aber diese hier ist nicht besonders beeindruckend. Wir nutzen den weitläufigen Garten für unser Tesco Meal Deal, ein Sandwich mit Getränk und Nachtisch. Den Nachmittag verbringen wir in Salisbury. Die Kathedrale schließt leider um 15:00 wegen Gottesdienst, und wir können sie nicht besichtigen. Am Kreuzgang können wir die erstaunlich wenig bewachte hiesige Ausgabe der Magna Charta sehen. Am nächsten Morgen fahren wir direkt noch einmal in die Stadt und gehen in die Kathedrale. Wir haben Glück, eine Englischlehrerin gibt im Schnelldurchlauf ihrer Klasse eine Führung, an die wir uns anhängen können. Mit einem neuen Meal Deal fahren wir dann noch einmal nach Beaulieu.

Ich schaue mir im Detail den Rest der Ausstellung an und stoße dann zu Antje und den Kindern, die sich gerade eine Falkner Vorführung anschauen. Es ist leicht sich den restlichen Tag auf dem Gelände und im Haus zu vertreiben, bis wir zurück fahren. Beaulieu ist ein Highlight. Wir können leider das B&B nicht verlängern und Antje surft wieder den ganzen Abend herum, um eine Alternative zu finden.

StonehengeErst morgens auf dem Weg nach Stonehenge gibt es eine Bestätigung eines Campingplatzes. Stonehenge ist dank unseres National Trust ebenfalls umsonst. Der Shuttle Bus bringt uns zu dem Steinkreis, wir laufen einmal um den Steinkreis herum in der prallen Sonne. Die Kinder sind extrem begeistert. Die Begeisterung steigt massiv an, als wir in Stowford Manor Farm unsere Zelte aufgeschlagen haben und zur nahen Badestelle gehen. Hier toben sie sich aus. Gegen Mitternacht beginnt ein Gewitter, wie ich es noch nicht erlebt habe. Ein Viertelstunde gehen die Donnerschläge ineinander über und es gießt. Das Kinderzelt säuft ab, aber zum Glück bleiben die Schlafsäcke trocken. Das Frühstück müssen wir von mit den Wespen erkämpfen, fahren danach nach Bath. Hier müssen wir erst einmal Wäsche waschen und können danach erst in die Innenstadt. Die Kathedrale und das römische Bad liegen in der Innenstadt. Am römischen Bad sind uns die Wartezeiten zu lang, aber in die Kathedrale kommen wir gleich. Besonders auffallen tun die hohe Decke mit dem Fächergewölbe. Wir genießen noch etwas die sehr belebte Innenstadt, schauen uns noch die Wohnbrücke über den Avon an und fahren zurück. In Bradford on Avon machen wir noch einen Stop, verpassen aber bei unserem kleinen Spaziergang die Öffnungszeit der renovierten Zehntscheune. Bradford ist eine nette kleine Stadt. Die Kinder zieht es aber wieder zurück auf den Campingplatz mit der Badestelle.Bath Cathedrale

Am nächsten Tag schauen wir uns Lacock, wieder ein Ort, der als Filmkulisse für Harry Potter gedient hat. Es ist ganz nett, aber irgendwie fehlt das belebte und es wirkt wie ein Museum. Die Kirche ist in ihrer schönen Schlichtheit eine Überraschung. Thorben geht es schlecht, er muß auf dem Weg zu Lacock Abbey brechen. Die Abbey war Wohnort von Henry Fox Talbot, einem der Erfinder der "heutigen" Fotografie auf Filmen. Die kleine Ausstellung zeigt schön die Entwicklung von ihm. In der Abbey, die auch sonst recht sehenswert ist, kann man auch noch den Erker sehen, von dem er sein erstes Foto gemacht hat. In Bradford halten wir noch mal an der Schleuse an, um die Schleusung der hier typischen Narrow Boats zu beobachten. Damit wir abends nicht noch mal mit unserem Schwächelnden los müssen, kaufen wir etwas ein für das Essen. Den Nachmittag hängen wir bei ziemlicher Hitze auf dem Platz im Schatten ab und Thorben geht früh in den Schlafsack. Antje sucht die ganze Zeit nach Übernachtungen. Wir buchen wenigstens die letzte Nacht bei Canterbury vor der Fähre. Die Idee von Doppel-Übernachtungen muß sie auch aufgeben, weil die Wege zu groß wären. Am Ende ist der letzte Plan mit Hotels die nächste Nacht in Bristol und die darauf folgende in Illminster.

Morgens regnet es und wir packen alles naß ein. Thorben geht es zum Glück wieder gut. Wir fahren zur Cheddar Gorge. Es stellt sich aber ein relativ kurzes Stück Schlucht heraus, was touristisch ausgeschlachtet wird. Die zwei vor 100 Jahres ausgehobenen Höhlen kann man besichtigen. Die Gough's Cave ist schön mit den kleinen Teichen und den fließenden Konturen. Die andere Höhle wird Multimedia Showroom benutzt, was mir persönlich nicht so gefällt. Über Jacobs Ladder können wir über 274 Stufen auf die Schluchtklippen steigen, aber der Ausblick ist eher bescheiden. Auf dem Weg nach Bristol halten wir in Tyntesfield House, müssen aber feststellen, daß der letzte Einlaß schon vorbei ist. Am Parkplatz machen wir ein kleines Picknick und trocknen unsere Zelte, bevor es nach Bristol geht. Das Popup finden wir recht schnell, stellen fest, daß es ein Studentenwohnheim ist, daß in den Ferien vermietet wird. Leider sind die vermeintlichen Doppelbetten nur 1,2m breit. Das wird eine harte Nacht. Wir bummeln noch ein wenig durch das nahe Bristol Shopping Quarter, bevor wir an der Innenstadt im Pub etwas essen. Schon beim Reingehen werden wir erinnert, daß die Kinder bis 21:00 draußen sein müssen. Abends stellen wir mit Erschrecken fest, daß unser Wagen auf den Parkplätzen hinter dem Hotel aufgebrochen wurde. Es wurde nur Kleinkram geklaut, aber es ist erst mal ein Schreck. Zum Glück können wir mit etwas tricksen ihn immer noch abschließen. Das Türschloss ist defekt.

Gough's Cave Cheddar GorgeEs ist wirklich eine harte Nacht. Morgens suchen wir eine offene Polizeiwache, aber das scheint am Samstag schlecht zu sein. Alles hat zu, nur eine erst ab 10:00 offen. Wir fahren erst mal nach Tyntesfield. Diesmal paßt alles, National Trust ohne Eintritt, wir lassen uns durch den Garten treiben, bevor das Haus um 12:00 aufmacht. Das Haus ist innen wirklich eine Pracht. Ein Fabrikant namens Gibbs hat das Haus aus dem 16. Jahrhundert (genannt nach den Grafen Tynte) mit Geschmack und Geld alles superschön eingerichtet aus ausgebaut. Es ist eine Freude, es anzuschauen.

Das krönende Abschluß ist die angrenzende Kirche, die anderswo als Kathedrale durchgehen würde. Nach einem Picknick im Park machen wir uns auf den Weg nach Wells. Die dortige Polizei hat auch zu, hat aber ein Telefon an der Tür, an dem ich schließlich meine Anzeige aufgeben kann. Auch Wells hat eine Kathedrale, auch eine sehr schöne, angrenzend an das Kloster. Heute ist sogar noch ein Markt davor. Die Kathedrale wirkt eigentlich zu groß für den kleinen Ort, ist aber wunderschön. Hier tobt sich die englische Frühgotik aus. Auch die Scherenbögen (Doppelspitzbogen) zur Stabilisierung sind beeindruckend. Fächergewölbe finden sich im Kapitelhaus und die alte Bücherei könnte in jedem Mittelalter Film mitspielen. Aus der astronomischen Uhr grüßen alle Vierteilstunde die Ritter. Hinter der Kathedrale ist Vicar's Close, die Reihenhäuser in denen die Chorherren untergebracht waren. Idyllisch. Auf dem Weg nach Illminster halten wir noch in dem Outlet Dorf Street und werden auch für ein paar Kleinigkeiten fündig. In Illminster essen wir lecker und beziehen dann das sehr ruhige Zimmer in der Travellodge.

War das eine erholsame Nacht. Wir essen beim Tesco, weil die Supermärkte am Sonntag wohl das einzige ist, was offen hat (fast alle von 10-16 Uhr). Montacute auf dem Weg nach Yeovil fällt gegen das andere gesehene eher ab. Hervorzuheben ist die längste Long Hall Englands. Dies war früher wichtig, weil es zeigte, wie lang die eigene Ahnenreihe und Bekannten ist, auch diente sie bei schlechtem Wetter als Aufenthaltsort. Das Haus diente auch als Vorlage für den Wallace & Grommit Film um das Riesenkaninchen bei Tottenham Hall. Antje hat an der Küste bei Weymouth noch kurzfristig einen Campingplatz gefunden, der sogar einen Pool hat. Am frühen Nachmittag kommen wir an, bauen auf und den Rest des Nachmittags toben wir alle im warmen Pool. Abendessen gibt es in der ausgebauten Scheune wo proudly British Beef kredenzt wird. Seit ich das letzte Mal Ende der 80er British Beef gegessen habe, darf ich kein Blut mehr spenden (wegen BSE). Als Beiprogramm hält ein Alleinunterhalter die Kinder bei Laune mit Musik und Spielen.Sandworld

Jurassic CoastLeider hat meine Isomatte ein Loch und auch dies wird eine harte Nacht. Immerhin weckt uns die Sonne. Die Wettervorhersage verheißt erst am nächsten Tag Regen und wir gehen das Risiko ein und verlängern eine Nacht. Die Küstenstraße, die gestern am Sonntag so schön leer war, ist heute auf dem Weg zurück nach Lyme Regis eine einzige Schlange. Am Golden Cap verlassen wir sie und laufen auf den Aussichtspunkt. Es ist ein kurzer Weg und ein lohnenswerter Ausblick. Eine Bucht weiter in West Bay fahren wir zum Strand hinunter, aber das ist nur ein Kiesstrand. Der Ort ist sehr touristisch, und wir können mittags nur Fish & Chips bekommen, weil die Reservierungen für die schönen Läden Stunden vorher schon weg waren. Auf dem Weg nach Weymouth machen wir noch eine Stunde Poolzeit, dann besuchen wir das nahe Weymouth. Der Ort ist überraschend schön, eine kleine Hafenstadt mit einem richtigen Sandstrand. Die Kinder betteln richtiggehend um etwas anderes als Burger und Chips und wir gehen zu einem Thailänder, wo wir lecker essen. Kurz nachdem ich nach einem Pint auf dem Platz ins Bett gehe, fängt ein Sturm an. Er nimmt auch über Nacht nicht ab, und das Schlagen des Zeltes läßt uns nicht schlafen. Gegen Morgen kommt noch Regen hinzu. Wir stehen komplett erschlagen auf, bauen alles naß ab, frühstücken in der Scheune und fahren nach Weymouth. Die Sandworld Ausstellung hat ab 10:00 offen, wirklich toll was die Künstler an Details aus dem Sand gemacht haben. Am Lulworth Cove kämpfen wir uns gegen den starken Wind runter zum Stair Hole. Mit der rauhen See und dem stürmischen Himmel ergibt der Felsbogen tolle Bilder. Der Wind treibt uns den Berg wieder hoch zum Parkplatz. Corfe Castle ist auf dem Weg nach Bournemouth, wo wir noch ein Zimmer bekommen haben. Die Burgruine schauen sich Antje und die Kinder an, es gibt mittelalterliches Spektakel und Spiele. Ich trockne in der Zeit die Zelte. So können wir sie in Bournemouth im Auto lassen vor dem Hotel. Auch Bournemouth zählt zu den (herunter gekommenen) englischen Seebädern. Das Wetter animiert nicht, sich länger am Strand auf zu halten. Die Kinder und ich machen gerade noch eine Runde Flugsimulator von den Red Arrows, dann gehen wir nach etwas Suchen gerade noch gegenüber vom Hotel indisch essen und ins Bett.

Lady und ZwergKingston Lacy in der Nähe steht auch noch auf der to-do Liste. Von außen macht das Herrenhaus nicht viel her, aber die Familie Banks besaß es seit dem 17. Jahrhundert und William Banks sammelte bei seinen Armeeeinsätzen und Expeditionen in Ägypten alles, was ihm in die Finger fiel. Man spricht davon, daß manches auch Raubkunst war. Das Haus ist jedenfalls ein Museum mit allen Meisterwerken der Malereien und Kunstschätze. Er hat auch eine ägyptische Sammlung, die größte in England. 1980 übernahm es der National Trust als Schenkung.
Abendmahl geschnitztAbgesehen von der unklaren Herkunft ist es auch für nicht-Kunstliebhaber toll. In Guildford haben wir ein Zimmer für zwei Nächte bekommen und auf dem Weg dorthin schauen wir uns Winchester an. Nach ein wenig Parkplatzsuche schauen wir uns die Ruinen des alten Bischofspalastes an und schlendern dann durch die belebte Innenstadt zur Kathedrale. Durch die fehlende Bestuhlung wirkt ihre Höhe noch größer. Sie hat größte englische Langhaus. Die Größe war auch ein Problem. In dem torfigen Boden ist Anfang des letzten Jahrhunderts die Kirche eingesackt und der Taucher William Turner hat sie stabilisiert. In einer Ausstellung kann man eine der ältesten handgeschriebenen Bibeln England sehen und hinten in der Kirche liegen noch Fliesen im Boden aus dem 5. Jahrhundert. In der Fußgängerzone kaufen wir uns Thai-Essen und verzehren es im Park an der City Hall, bevor es die letzten Kilometer nach Guildford geht. Wir bekommen ein schönes Zimmer und können in der Lobby weiter nach Zimmern suchen. Antje muß ihren Plan an der Südküste zurück zu fahren fallen lassen, weil wir dort unten gar keine Zimmer mehr bekommen. Bei St. Albans bekommt sie noch in einem Ramada für uns für zwei Nächte ein Zimmer.

Den nächsten Tag haben wir, um uns Polesdon Lacy anzuschauen, ein Landhaus am Rand Londons, was sich Anfang des letzten Jahrhunderts eine reiche Londonerin gekauft und umgebaut hat, um mit Gesellschaften Kontakte aufzubauen und zu pflegen, auf Neudeutsch Networking. Das hat wohl sehr gut geklappt, es war sogar die Queen Mum auf ihrer Hochzeitsreise da. Uns hat das Haus nichts gegeben, die Fabergé Eier waren auch nicht da, nur der große Rasen hinter dem Haus mit dem Blick in die Landschaft war schön. Im National Trust Führer finden wir noch den Dapdune Wharf in Guildford und besuchen ihn. Es ist der alte Hafen, als noch Treidelboote auf dem River Wey Richtung London unterwegs waren. Das war immerhin bis in die 60er Jahre der Fall. Wir nehmen noch die Bootstour um 16:15 mit und erkunden dann ein wenig die Kleinstadt, bevor wir im Wetherspoon Ableger etwas essen.

St. Alban CathedraleAuf dem Weg zur nächsten Unterkunft in South Mimms halten wir morgens am Ham House, das uns bei Knoles House empfohlen wurde. Es macht eigentlich nicht viel her, hat aber dennoch eine Besonderheit. Anders als die vielen anders ist es nicht kontinuierlich dem Zeitgeschmack angepaßt worden sondern ist von Innenausbau und -ausstattung wie zum Jahrhundert der Ersteinrichtung. Es wirkt alles etwas düsterer, dunkle Hölzer und Kriegs- und Jagdszenen waren angesagt. Auch der Außenstil ist noch alter englischer Stuart Stil. Nächster Stop ist das Ace Café, was ich gerne mal sehen wollte. Es liegt in einer etwas runter gekommenen Gegend und es ist nicht viel los. Es lebt wahrscheinlich auch von seinem Mythos. Durch den Berufsverkehr am Freitag schieben wir uns dann nach Norden zu unserem Hotel, was an einem Autohof an der M1 liegt. Hört sich schlimm an, ist es aber nicht. In der hinteren Ecke ist es relativ ruhig. Nach dem Einchecken fahren wir nach South Mimms in Black Horse. Der Empfang ist sehr herzlich, aber das Essen eher durchschnittlich. Thorben hat seine Liebe für Curries entdeckt, aber seines ist recht geschmacksneutral.

Morgens fahren wir schon nach St. Albans und frühstücken dort. Normale Pubs haben frühestens um 10:00 auf, nur die Wetherspoon Reihe bietet auch schon früh Frühstück an. Der Pub ist schön, draußen auf der Market Place Street findet ein Markt statt. Wir können schön bis zum Uhrturm bummeln. Die Kathedrale ist ein Riesenbauwerk mit Ursprüngen in der normannischen Zeit. In den folgenden Jahrhunderten wurde immer wieder etwas nachgebaut. Sichtbar ist es, weil der normannische Zentralbau nahtlos an die gotischen Folgestile anschließt. Sehr beeindruckend. Wir stärken uns mit World-Food vom Markt. Der Uhrturm kostet nur 2£ pro Person für den Aufstieg, die Treppe ist total eng, aber die Aussicht ist gut. Wir wollen noch Hatfield House sehen, müssen aber fest stellen daß es nicht zum National Trust gehört und uns 50£ kosten soll. Dann fahren wir doch nur zu meiner alten Wirkungsstätte, der heutigen University of Herfordshire, die ich damals als Polytechnic Hatfield ein Jahr besucht hatte. Es ist fast nichts wieder zu erkennen. Die ganzen alten Studentenwohnheime sind ersetzt worden durch einen neuen Wohnpark. Ich erkenne gerade noch das Zentralgebäude, wo ich meine Abschlußarbeiten geschrieben habe. Wir sind noch so satt vom Markt, daß wir abends nur einen Imbiss mit Nachos und Salsa machen.

Wir fahren im Uhrzeigersinn über die M25, zahlen vorher aber schon online die 2,50£ Maut für die Brücke über den Sund bei Southend. Hier stehen wir dann auch erst mal im Stau, die Stockungen ziehen sich bis wir schließlich Richtung Canterbury abfahren. Das Holiday Inn Express vor Canterbury hat eine etwas laute Lage direkt an der Schnellstraße. Für eine Nacht ist es aber OK. Wir schauen uns am Nachmittag in Ruhe noch einmal Canterbury an und essen auch dort. Am Morgen sind es dann nur noch eine halbe Stunde bis nach Dover zum Hafen, wo wir dieses Mal ohne Stockungen die Fähre um 10:15. Durch die Zeitverschiebung kommen wir erst um kurz vor 13:00 von der Fähre. Von unserer Idee noch ein paar Tage in Holland an den Strand zu gehen müssen wir uns verabschieden. So kurzfristig gibt es natürlich auch hier keine Übernachtung mehr. So fahren wir in einem durch.

Am Ende waren wir froh, noch eine Woche zu Hause bei gutem Wetter zu haben. Das Wetter ist nicht umsonst Lieblingsthema der Engländer. Wir hatten auch alles zwischen 10° und 33°. Für mich ist England kein Campingland, weil ich es mehr warm und konstant mag und mir keine Gedanken über das Wetter dabei machen will. Deswegen hatte ich auch dafür plädiert nur eine Basisausrüstung mit zu nehmen. Antje wollte auch mit begrenztem Komfort zelten. Zusätzlich kann man wieder fest stellen, daß es in der Ferienzeit kaum möglich ist, Unterkünfte auszuwählen weil die Auswahl sehr begrenzt ist. Die Auswahl der Unterkünfte hat unsere Reiseroute bestimmt. Wie man an der Karte sehen kann, war diese nicht effektiv. Die Unterkünfte waren größtenteils in Ordnung mit den Ausnahmen wie beschrieben. Das Buchen hatten wir über die üblichen Portale gemacht. Die Unterkunft in Bromley kann ich für das Erkunden von London nur empfehlen, sie war gut zur Stadt gelegen. London war natürlich ein Erlebnis mit seinen ganzen bekannten Bauwerken, aber die Eintrittspreise (wie auch im restlichen Land) sind erschreckend und lassen bei Wahrnehmung aller Angebote die Urlaubskasse explodieren.

Die Menge der Herrenhäuser war grenzwertig für die Kinder, auch wenn der National Trust es geschafft hat, über kleine Spiele und Rätsel etwas für die Kinder zu bieten. Zum Glück gibt es immer einen großen Garten oder Park für die Bewegung. Die Highlights hatte ich erwähnt. Es lohnt sich dem National Trust beizutreten, sobald man mindestens drei Objekte anschaut als Familie. Finanziell war natürlich der niedrige Pfundkurs sehr gut für unsere Ausgaben, auch wenn die Gesamtkosten 5300£ waren, davon 1800£ für Übernachtungen, die quasi für unsere vier Personen fast immer um die 100€ kosteten. Die Preise kann man grundsätzlich wie unsere Europreise betrachten, der Umrechnungskurs kommt dazu. Visa zieht noch einmal zusätzliche 1,75% für Auslandseinsatz ab, weil England nicht den Euro hat. Die Essenpreise konnten wir sehr begrenzen, weil wir die erwähnten Wetherspoons stark frequentierten, dort aber trotzdem relativ abwechslungsreich essen konnten. Bier oder Getränke sind ansonsten relativ teuer. Das Pint, was ca. 0,57l sind, kostet zwischen 3,00£ und 4,50£. Wir sind 2.800km gefahren, davon 1.200km Anreise. Die wenigen Kilometer in England waren kurvig und langsam, da viele der Straßen eng durch die Büsche und unübersichtlich sind, so daß man kaum über 60-70 km/h raus kommt. Das machte sich am geringen Dieselverbrauch von 5,5 l/100 fest. Das links fahren war für mich kein großes Problem. England hat sich gefühlt auch nicht sehr geändert in den letzten 30 Jahren, sichtbar ist nur die Kameraüberwachung allerorten.

Eric Thane
August 2019

September 2019: einen Monat nach unserer Rückkehr bekommen wir einen erschreckenden Brief. Wir haben die London low emission zone LEZ tangiert und sollen über 500€, nach Ablauf einer Frist (die durch die Postlaufzeit über Schweden schon verstrichen ist) über 1000€ und einen Monat später 1700€ zahlen. Wir beraten uns mit einem Anwalt, versuchen auf der Webseite in England nachträglich zu registrieren, aber letztendlich erfolglos. Nach zwei nervigen Wochen macht die englische Rechtsanwältin die Registrierung, die wohl von Deutschland nicht möglich ist und die Sache ist erledigt. Allerdings hätten wir in Deutschland sowieso nicht belangt werden können.


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